Projekte Beispiel 1 - Burgdorf-Isernhagen
Sprachförderung im Burgdorfer Mehrgenerationenhaus
Burgdorf/Isernhagen. „Wer die Sprache nicht beherrscht, kommt sich wie in einem fremden Film vor“, sagt Ursula Wieker. Damit beschreibt die Koordinatorin des Burgdorfer Mehrgenerationenhauses (BMGH) eine Erfahrung, die Menschen machen, wenn sie unvorbereitet in ein anderes Land kommen. Das gelte auch für viele Kinder im Kindergartenalter, wenn sie nach Burgdorf kommen. Aus dem Irak, von der Elfenbeinküste, aus Montenegro oder der Ukraine beispielsweise. Haben sie das Glück, einen Kindergartenplatz zu bekommen, erhalten sie dort Sprachförderung – und haben so die Chance auf einen guten Start in die Schule.
Nur: Kindergartenplätze sind infolge des Fachkräftemangels rar. Längst nicht jedes Kind bekommt einen. Damit sich das Gefühl des „Im falschen Film“-Seins nicht in der Grundschule fortsetzt und diese Kinder von vornherein ins Hintertreffen geraten, bietet das BMGH seit fünf Jahren für sie die Kinderfrühförderung an. Das möchte der Lions Club (LC) Burgdorf-Isernhagen nun mit 12.000 Euro unterstützen: 500 Euro monatlich über zwei Jahre.
BMGH will auch die Eltern ins Boot holen
„Damit ist die Basis gesichert“, bedankt sich Wieker. Und das kommt nicht nur den Kindern zugute, sondern auch den Mitarbeitenden in diesem Projekt, wie Soyia Adina. Die 40-jährige zweifache Mutter hat gerade ihre Ausbildung zur Erzieherin an der Alice-Salomon-Schule abgeschlossen. Sie hat den Praxisteil im BMGH absolviert und nun eine Perspektive, dort auch weitermachen zu können.
Die Sprachlehrer stammen aus verschiedenen Ländern. Sie bringen nicht nur Qualifikation und sprachliche Kompetenz zur Verständigung mit den Kindern mit, sondern auch das Wissen um deren kulturelle Hintergründe. Das mache es einfacher, deren Eltern mit ins Boot zu holen. Und ihnen zu vermitteln, wie sie ihre Kinder in Deutschland gut begleiten können, sagt Wieker.
„Als wir von dieser Grauzone erfahren haben, haben wir uns an diesem Projekt festgebissen“, sagt Lions-Präsident Ralf Helmrich aus Isernhagen. „Und wir sind überzeugt, dass das Geld hier gut investiert ist.“ Gemeinsam mit Clubmitglied Sebastian Cramer, der den Kontakt zum BMGH hergestellt hatte, durfte Helmrich dann einmal das sprichwörtliche Mäuschen in den insgesamt vier Gruppen spielen. Dort werden Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren betreut, die im kommenden Schuljahr eingeschult werden. Das pädagogische Konzept legt Wert auf motorische sowie kognitive Förderung und ist im BMGH entwickelt worden.
Gruppen helfen beim Integrieren
Möglichst klein sind die Gruppen, um bestmöglich auf jedes Kind eingehen zu können. Gut und intensiv, aber nur so lange wie nötig, lautet das Motto. Die Gruppen selbst starten immer im Sommer und füllen sich im Laufe der Zeit. „Im September haben wir mit vier Kindern begonnen“, sagt Wieker. Unterstützt wird die Einrichtung von Ärzten, die etwa bei der Schuleingangsuntersuchung feststellen, dass es keine Deutschkenntnisse gibt. Auch Schulen sind mit an Bord, die Kontakte über Familien, deren Kinder das Programm bereits nutzten, abfragten. Die Gruppen, die nach den vielfältigen Erkenntnissen gebildet werden, sind bunt gemischt. Integration ist schließlich das ausgegebene Ziel.